10 Thesen Intensivmedizin
Im Jahr 2013 wurde durch den damaligen DGAI-Präsidenten Prof. Dr. Ch. Werner eine „Think-Tank“-Initiative ins Leben gerufen, um die zukünftige Positionierung der verschiedenen Säulen unseres Fachs festzulegen. Basierend auf den Ergebnissen der „Think-Tank“-Gruppe „Intensivmedizin“, die sich maßgeblich aus Mitgliedern des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Intensivmedizin (WAKI) zusammensetzte, trafen sich im Februar 2015 eingeladene Mitglieder der erweiterten Präsidien von DGAI und BDA zu einer Klausurtagung in Berlin, um über die Zukunft sowie die strategische Ausrichtung der anästhesiologischen Intensivmedizin zu diskutieren. Hierbei wurden innovative Strategien und konkrete Maßnahmen für die nächste Dekade entwickelt und in Form von „10 Thesen Intensivmedizin“ zusammengefasst (Anästh Intensivmed 2015; 56: 525-527). Hierbei wurden die wichtigsten Themen aus fünf übergeordneten Bereichen adressiert und jeweils zwei Thesen für jeden einzelnen Bereich konsentiert:
Nachwuchs:
These 1: Nachwuchs für die Intensivmedizin gewinnen: „Faszination Intensivmedizin (er)leben!“
These 2: Mitarbeiter/innen binden – attraktive Lebensarbeitszeitperspektiven schaffen!
Forschung:
These 3: Die Qualität und Quantität intensivmedizinischer Forschung innerhalb der DGAI wird durch die Förderung der translationalen Forschung im DGAI-Netzwerk und Aufbau eines nationalen Forschungszentrums „Multiorganversagen“ verbessert!
These 4: Versorgungsforschung durch Etablierung eines Netzwerks mit Schwerpunkt „Lebensqualität nach intensivmedizinischer Behandlung“ stärken, inklusive Einrichtung einer nationalen Koordinierungsstelle!
Qualität:
These 5: Qualität für den Patienten in der Fläche sichern (Qualitätsoffensive von DGAI/BDA)!
These 6: Innovative Qualitätssicherungsstrukturen (Stewardships, Telemedizin, Intensivmedizin außerhalb von ICU, Medical Emergency Teams) entwickeln!
Öffentlichkeitsarbeit:
These 7: DGAI und BDA als zentrale Ansprechpartner der Intensivmedizin für die Öffentlichkeit
(Verbände, Kassen, Politik etc.) sichtbar positionieren!
These 8: Intensivmedizin für die Öffentlichkeit als zentralen Bestandteil der medizinischen Versorgung positiv wahrnehmbar gestalten!
Struktur:
These 9: Jeder kritisch kranke Intensivpatient soll in Deutschland mit gleich hoher Qualität versorgt werden. Für diese Aufgabe werden regionale intensivmedizinische Netzwerke unterschiedlicher Versorgungsstufen entwickelt!
These 10: Eigenverantwortliche Leitungsstrukturen in überregionalen Intensiveinheiten etablieren und sichtbar machen!
Abschließend wurden für jede dieser Thesen noch konkrete Vorschläge für deren Umsetzung entworfen, um die Zukunft der anästhesiologischen Intensivmedizin aktiv und innovativ zu gestalten.
Unter der Federführung des aktuellen DGAI-Präsidenten Prof. Dr. G. Marx und im Rahmen der sog. „Agenda 2035“ sind nun alle 5 Sektionen der DGAI dazu aufgerufen, erneut 10 Thesen als konkrete Zielvorstellungen für ihren Bereich für die nächsten 10 Jahre zu erarbeiten. Somit sollen nun ziemlich genau 10 Jahre nach deren Erstpublikation die „10 Thesen Intensivmedizin“ erneut einer kritischen Prüfung unterzogen, aktualisiert und ggf. gänzlich neu formuliert werden. Hierzu hat die Sektion Intensivmedizin, die sich aus den Wissenschaftlichen Arbeitskreisen (WAK) „Intensivmedizin“, „Digitale Medizin“ sowie „Molekulare Medizin“ zusammensetzt, bereits im Rahmen ihrer Sektionssitzung am ersten Tag des Forums Interdisziplinäre Intensivmedizin (FII) 2025 einen wichtigen Grundstein gelegt, indem die alten 10 Thesen auf deren Aktualität sowie Umsetzungsgrad hin evaluiert und Ideen für neue Thesen gesammelt wurden.
Abbildung 1: Reevaluation der „10 Thesen Intensivmedizin“ aus den
fünf verschiedenen Themenbereichen „Nachwuchs“, „Forschung“, „Qualität“, „Öffentlichkeitsarbeit“ und „Struktur“
im Rahmen des FII 2025. Im oben dargestellten Bild präsentiert Prof. Kubitz die Ergebnisse der Gruppenarbeit zum Thema „Öffentlichkeitsarbeit“.
Im Rahmen der diesjährigen Klausurtagung der Sektion Intensivmedizin im Kloster Haydau am 21./22.11.2025 sollen basierend auf diesen Vorarbeiten schließlich die neuen „10 Thesen Intensivmedizin“ erarbeitet und konsentiert werden, um diese dann zum DGAI-Jahreskongress 2026 der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Abbildung 2:Der WAKI trifft sich alljährlich im Kloster Haydau zu einer Klausurtagung, um wichtige intensivmedizinische
Themen zu bearbeiten. Im aktuellen Jahr 2025 wird man sich der Erarbeitung der neuen „10 Thesen Intensivmedizin“ widmen.
Das klare Ziel ist es, mittels des intensivmedizinischen Abschnitts der „Agenda 2035“ zukunftssichernde Strategien im Bereich der anästhesiologischen Intensivmedizin aufzuzeigen, konkrete Vorschläge für deren Umsetzung zu formulieren und damit als Impulsgeber für die deutsche Intensivmedizin zu fungieren. Im Rahmen der Agenda 2035 werden die neuen „10 Thesen Intensivmedizin“ eine klare Roadmap für die Ausgestaltung der anästhesiologischen Intensivmedizin bis ins Jahr 2035 darstellen.